Die Agrarmärkte zur Jahreswende 2014 / 2015
Die deutschen Landwirte blicken nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes auf ein Jahr 2014 mit guten Ernten und schlechten Erzeugerpreisen bei fast allen Agrarprodukten zurück. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit fiel die landwirtschaftliche Erzeugung überdurchschnittlich aus. Diese gute Versorgungslage führte in der zweiten Jahreshälfte 2014 vor dem Hintergrund einer global abgeschwächten Konjunktur zu einer Talfahrt vieler Erzeugerpreise. Das Russland-Embargo hat diese Entwicklung deutlich verstärkt. Der DBV weist angesichts dessen auf die Bedeutung der verstärkten Diversifikation im Export hin und unterstützt daher die Exportinitiativen des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Diese müssten weiter intensiviert werden, um bestehende Märkte auszubauen und neue Exportmärkte zu erschließen.
Für die zweiten Jahreshälfte 2015 erwarten etliche Marktexperten eine Konsolidierung des Preisgefüges. Die fundamentalen positiven Trends bei Agrar- und Lebensmitteln blieben bestehen; weltweit sei die Nachfrage nach sicheren und hochwertigen Lebensmitteln ansteigend. Zum Jahreswechsel 2014 / 2015 ergibt sich für die Agrarmärkte folgendes Bild:
Kartoffelmarkt
Der Kartoffelanbau in Deutschland wird 2015 wahrscheinlich nicht ausgeweitet werden. Eine höhere Anbaufläche als die derzeitige von rund 245.000 Hektar setzt erheblich verbesserte Erzeugerpreise voraus, die den Kartoffelanbau wieder lukrativ machen. Angesichts des schwierigen Vermarktungsjahres 2014 mit hohen Erntemengen und niedrigen Erzeugerpreisen wird derzeit davon nicht ausgegangen. Der Trend einer Abnahme des Stärkekartoffelanbaus dürfte sich fortsetzen; hingegen wird für den Speisekartoffelanbau und den Anbau von Veredelungskartoffeln eine relativ stabile Entwicklung erwartet. Die globale Nachfrage vor allem nach verarbeiteten Kartoffelprodukten steigt weiter. Auch der deutsche Verbraucher fragt mehr verarbeitete Kartoffelprodukte nach. So verzehren die Deutschen nur noch rund 22 kg frische Kartoffeln pro Jahr und Kopf. Mitte der 1990er Jahre waren dies noch 42 kg.
Obst- und Gemüse
Die Obst- und Gemüsemärkte zeigen sich zum Jahreswechsel wenig erfreulich. Hier wirkt sich der Importstopp von Russland besonders gravierend aus und sorgt für schlechte Stimmung auf den Märkten, insbesondere bei Landwirten mit Apfel- und Kohlanbau. Im Vergleich zum vorjährigen Jahreswechsel hat sich damit die Marktsituation ins Gegenteil gekehrt.
Gemüsemarkt
Die Zeichen beim Gemüse wie Weißkohl, Rotkohl, Möhren, Sellerie und Wirsing, stehen unter ungünstigen Vorzeichen. Große Ernten und der Importstopp Russlands setzen den Markt im Herbst und Frühwinter unter erheblichen Druck, da das Angebot höher als der Verbrauch ist. Insbesondere bei Kohl sind Übermengen an der Tagesordnung, da auch Lagerkapazitäten, insbesondere in Norddeutschland, nicht ausreichend sind. Sollte das Russland-Embargo über die Lagersaison bis Mitte 2015 Bestand haben, so sind die Aussichten besorgniserregend.
Apfelmarkt
Die große Ernte bei Äpfeln, verbunden mit dem Importstopp Russlands, hat dazu geführt, dass der diesjährige Start in die Saison 2014 / 2015 belastet wurde. Die Erzeugerpreise bei Äpfeln haben sich von rund 60 Cent je kg auf 15 bis 30 Cent mehr als halbiert; beim Mostobst wurden zeitweise nur 2 Cent je kg (statt 6 Cent) erzielt. Auch in der EU sind insgesamt große Ernten zu verzeichnen, so dass die Lagerkapazitäten unmittelbar nach der Ernte für die deutschen Äpfel nicht ausreichten. In den ersten Wochen nach der Ernte war jedoch ein höherer Absatz zu verzeichnen, weshalb sich die Preise für sehr gute Qualitäten bei Äpfeln ganz leicht nach oben bewegten. Marktexperten hoffen, dass sich der Markt für Tafeläpfel zu Beginn des Jahres erholt und die Preise fester tendieren bei etwas höheren Lagerbeständen als im vergangenen Jahr.