2010 - Tendenzen auf dem europäischen Markt
Vor allem der Absatz von Beet- und Balkonpflanzen bzw. Gartenpflanzen hat sich auf wichtigen europäischen Märkten in 2009 deutlich positiver entwickelt als der Gesamtmarkt Blumen und Pflanzen. Eine Reihe von wichtigen Abnehmerländern melden sogar steigende Importe von Topfpflanzen, mit Schwerpunkt Beet- und Balkon- bzw. Gartenpflanzen. Demgegenüber hat die wirtschaftliche Krise 2009 nun auch auf den nord- und osteuropäischen Schnittblumenmärkten Auswirkungen gezeigt. Waren es 2008 vor allem die Verbraucher in West- und Südeuropa – allen voran die britische Bevölkerung – die ihre Ausgaben für Blumen und Pflanzen stark reduzierten, haben nun auch viele Konsumenten anderer Teile Europas ihren Verbrauch eingeschränkt. Indikator für diese Entwicklung sind die Importlieferungen. Neben einem insgesamt rückläufigen Absatz ist auffällig, dass Drittlandlieferungen eine zunehmend größere Rolle spielen. Dies beobachten die Niederlande für ihre Exporte in Richtung Russland. Aber auch auf anderen Märkten weisen Drittlandsimporte Wachstumsraten aus.
Vor allem bei Schnittblumen zeigten die Verbraucher in vielen europäischen Ländern eine deutliche Kaufzurückhaltung. Bis Ende September 2009 sank allein der Wert der niederländischen Schnittblumenexporte an die europäischen Abnehmerländer um 10%. Besonders betroffen war wiederum der britische Schnittblumenmarkt. Die Importe Großbritanniens lagen bereits Ende 2008 um fast 20% unter denen des Vorjahres, sie gaben bis Ende September 2009 um weitere 17% nach. Aber auch andere europäische Schnittblumenmärkte, die sich bis Ende 2008 noch stabil gezeigt hatten, verloren in 2009 deutlich an Umfang. Frühere Wachstumsmärkte in Osteuropa aber auch stabile Märkte in Nordeuropa brachen in den ersten neun Monaten 2009 ein. Für diese Märkte beobachtet die niederländische Großhandelsorganisation HBAG steigende Konkurrenz von Drittlandsimporten aus Mittel- und Südamerika, Afrika aber auch die heimische Produktion. Vor diesem Hintergrund wirkte der deutsche Schnittblumenmarkt, der größte Europas, fast stabilisierend. In Deutschland fielen die Importrückgänge vergleichsweise gering aus.
Deutlich uneinheitlicher fiel die Entwicklung auf dem Topfpflanzenmarkt aus. So stabilisierten in 2009 die Importzunahme vor allem auf dem deutschen Markt aber auch die Importzuwächse nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz den europäischen Gesamtmarkt für Topfpflanzen. Auf breiter Front sanken hingegen die niederländischen Exporte nach Ost- und Südeuropa bzw. die anderen westeuropäischen Märkte.
Der Gesamtmarkt Blumen und Pflanzen hatte nach Berechnungen auf Basis der Angaben der AIPH in Mittel- und Westeuropa 2007 ein Volumen von rund 17,5 Mrd. EUR. Davon entfielen rund 10 Mrd. auf Schnittblumen. Ausgehend von den drastischen Importrückgängen in 2008 und 2009 dürften die Ausgaben der Verbraucher für Schnittblumen in Mittel- und Westeuropa bis Ende September 2009 auf rund 8,5 Mrd. EUR geschrumpft sein. Der Markt für Topfpflanzen dürfte sich hingegen weiterhin bei rund bei 7,7 Mrd. EUR bewegen. Die rund 245 Mio. Verbraucher West- und Mitteleuropas gaben 2007 pro Kopf noch durchschnittlich 72 EUR für Blumen und Pflanzen aus, davon etwa 40 EUR für Schnittblumen. Aufgrund der hohen Importrückgänge dürften die Pro-Kopf-Ausgaben der mittel- und westeuropäischen Verbraucher für Schnittblumen im Jahr 2009 nur noch bei rund rund 34 EUR liegen, während die Ausgaben für Topfpflanzen sich weiterhin bei etwa 31 EUR bewegen. Dadurch verschieben sich auch die Marktanteile von Schnittblumen und Topfpflanzen. Der Anteil von Schnittblumen am Gesamtmarkt Blumen und Pflanzen lag 2007 noch bei 56%, 2009 dürfte er bei 52% liegen.
Die meisten nordeuropäischen Märkte für Blumen und Pflanzen hat die Krise erst 2009 erreicht. 2008 waren von den Importrückgängen in Skandinavien die Schnittblumenmärkte Dänemarks und Schwedens betroffen. 2009 sanken dann auch die Topfpflanzenimporte fast überall in Skandinavien. Besonders betroffen war Norwegen, mit über 120 EUR Pro-Kopf-Ausgaben Spitzenreiter beim Verbrauch an Blumen und Pflanzen. Seine Schnittblumenimporte aus den Niederlanden sanken in den ersten 9 Monaten 2009 um 11%, die Topfpflanzenimporte sogar um 18%. Das Gesamtvolumen der nordeuropäischen Märkte mit ihren rund 28 Mill. Verbrauchern lag 2007 bei 2,6 Mrd. EUR. Dies entsprach Pro-Kopf-Ausgaben von rund 92 EUR. Vor dem Hintergrund der Importrückgänge dürfte der Pro-Kopf-Verbrauch Skandinaviens heute etwa bei etwa 87 EUR und damit ca. 5% unter dem von 2007 liegen.
Ausgehend von einem deutlich niedrigeren Verbrauchsniveau, legte der Verbrauch in Osteuropa (hier Russland und die neuen EU-Beitrittsländer) bis Ende 2008 um durchschnittlich 15 Prozent bei Schnittblumen und 30% bei Topfpflanzen zu. In den ersten 9 Monaten 2009 erreichte die Krise auch die osteuropäischen Märkte, so dass der Wert der Importlieferungen und vor allem bei Schnittblumen drastisch sank. Die rund 210 Millionen Verbraucher in Osteuropa (hier: EU-Beitrittsländer 2005 und Russland) gaben 2007 rund 2,2 Mrd. EUR für Blumen und Pflanzen aus. Ende 2008 dürfte der Gesamtmarkt ein Volumen von rund 2,6 Mrd. EUR erreicht haben. Aufgrund der massiven Importrückgänge dürfte er 2009 wieder auf etwa 2,4 Mrd. EUR gesunken sein.
Der Pro-Kopf-Verbrauch an Blumen und Pflanzen lag 2007 nach Berechnungen auf Angaben der AIPH in Osteuropa bei etwa 10,5 EUR. Die größten osteuropäischen Märkte für Blumen und Pflanzen sind Russland mit rund 0,9 bis 1 Mrd. EUR, Polen mit rund 540 Mio. EUR und Ungarn mit rund 250 Mio. EUR. Der Pro-Kopf-Verbrauch Russlands liegt mit 5 EUR für Schnittblumen und 2 EUR für Topfpflanzen weiter deutlich unter dem Polens (10 EUR für Schnittblumen, 4 EUR für Topfpflanzen) oder Ungarns (14 EUR für Schnittblumen, 11 EUR für Topfpflanzen). Tschechien erreichte 2007 Pro-Kopf-Ausgaben von 26 EUR. Es steigerte sowohl 2008 wie auch in 2009 (gegen den allgemeinen Trend in Osteuropa) seine Einfuhren sowohl von Schnittblumen wie Topfpflanzen um etwa 10 bis 15%.
Die südeuropäischen Konsumenten gaben 2007 pro Kopf durchschnittlich etwa 32 EUR für Blumen und Pflanzen aus. Damit lagen die Pro-Kopf-Ausgaben für Blumen und Pflanzen erneut unter denen des Vorjahres. Der Gesamtmarkt Blumen und Pflanzen umfasste 2007 in Südeuropa etwa 3,7 bis 4,0 Mrd. EUR. Die niederländischen Schnittblumenexporte nach Italien, dem größten Markt in Südeuropa, sanken 2008 um 4 Prozent. In den ersten neun Monaten 2009 brachen sie sogar um 12 Prozent ein. Die Topfpflanzenimporte aus den Niederlanden hingegen blieben fast stabil. Leicht steigende Tendenz weisen die italienischen Drittlandimporte sowohl bei Schnittblumen wie auch bei Topfpflanzen aus. Spanien meldete für das erste Quartal ebenfalls sinkende Schnittblumen- und Topfpflanzenexporte.
Dr. Susanne Lux, mec marketing and ethics consulting
Quellen: AIPH-Jahrbuch, HBAG, ISMEA, BBH (Quelle: ipm-messe.de)